2012-12-30

Meine Platte: Goodnight Vienna


Goodnight Vienna –
"Beaucoups Of Blues", "Self Portrait" und Der Nino aus Wien



Hank sagt, der Reggae kommt wieder. Seitdem er das behauptet, entspannt sich seine Version einer Skulptur von Jimmie Durham als Readymade in seinem Kreuzberger Atelier – ein aus Holzleisten geleimter Reggaemate. Ein Lieger, also ein Typ, der die Haltung von einem Liegestuhl einnimmt, und als Skulptur auch so aussieht wie ein Liegestuhl. Aber sicher nicht dazu taugt, sich richtig reinzulegen. Einer, der einfach so daliegt. Und in Hamburg habe jüngst ein Maler mit strenger Anweisung an den Galeristen in punkto Raumbeschallung ausgestellt – über die Dauer der Ausstellung dürfe nur Reggae laufen. Als dann im Nachttaxi neulich tatsächlich der Reggae lief, und ganz wunderbar zu dem winterlichen Schneegestöber draussen kontrastierte, erinnerten wir uns wie das war, als wir immer auf Reggae waren. Den ganzen Tag breit. Man musste sich geistig ausruhen, nach der ganzen Schulzeit. Irgendwann hatten wir auch das Ausruhen satt gehabt, und fragten uns „wo ist nur dein Leben“. Und der Reggae musste gehen. Kann sein, dass er jetzt wiederkommt, vielleicht aber gar nicht so sehr in der Musik, eher in der Kunst.
Das Folkloristische kehrt in die Rituale des Alltags zurück, und richtet sich neu ein. So, und in der Musik ist nun das Lied mit Text wieder da, der lyrische Song. Da kommt ein Junge mit Gitarre angeschlurft, exakt so alt wie wir waren, als wir den Reggae hörten, und auch er kommt aus einem Rausch heraus und fragt „wo ist nur dein Leben“, zumindest auf seinem Debüt-Album fragt er das, Der Nino aus Wien.
„Mit 15 oder 16 war ich in einer Gang, wir schnüffelten den ganzen Tag Klebstoff und in der Nacht klauten wir Fahrräder“ sagt der Nino. Aus den Tagträumen und Verbrechernächten krochen irgendwann Songs: „Jeden Abend sitze ich hier und höre die Lieder, meine größten Helden, viele sind tot, doch einige nicht. Ich weiß jedes Wort genau und doch hör ich sie wieder, und die Zeit vergeht so schnell bis der Morgen anbricht“.
Der Klebstoff leimt die Reime und kittet die Zeiten: Wir hören uns im Jahr 1970 wieder, plusminus 4-5 Jahre, die Helden sind die Beatles und Bob Dylan, Syd Barrett und Wolfgang Ambros, Lou Reed und die Kinks, und anscheinend immer wieder Bob Dylan. Der war genauso alt, als er zum ersten Mal auf dem Newport Folkfestival auftrat und weltberühmt wurde. Als junger Mann, der mit den alten Geistern in Kontakt stand, den Geistern der Volkssänger, der Barden und der Hofnarren. Den Stimmen der Landarbeiter. Die unter freiem Himmel ihr Lied singen. Und man wusste, dass er es ernst meinte, dieser minnesotische Minnesänger, dass dieser junge Mann noch viele Songs schreiben, und viele Platten aufnehmen würde.

Seit einem Jahr ist Nino Mandl jetzt "in Wien weltbekannt" als Der Nino aus Wien, wo er wöchentlich auftritt, wo er binnen einem Jahr zwei Alben veröffentlicht hat. „The Ocelot Show“ und „Down In Albern“, augenzwinkernde Referenz an ein Babyshambles-Album und Ortsangabe, wurde das Album doch im Wiener Ortsteil Albern aufgenommen, dem alten Donau-Hafen. Poetische Lieder, die mit einer ganz stimmigen Begleitmusik voll subtiler Farbtöne und unter Mitwirkung von Wiener Szenemusikern wie Sir Tralala schön gespielt und produziert wurden. Seit Tagen höre ich nun den Nino zum Einschlafen. Das funktioniert einfach sagenhaft. Und ist ja auch kein Wunder – wo doch die Musik aus Traumbrüchen kommt.
Ich schlafe dann immer sehr gut und sehr geistreich. Meist begleitet von barocken Fantasien, in denen zum Beispiel an langen Tafeln über Windmühlen, die sich in Riesen verwandeln, gelacht wird, in irgendeiner zwielichtigen Taverne in Cádiz oder Sevilla, Kastilien oder Asturias, jedenfalls irgendwo in Iberien zu der Zeit, da die spanische und die österreichische Krone sich den Hof machten, teilten oder ausduellierten. Das rührt nicht zuletzt von dieser Namensverwandtschaft her, die uns verbindet (zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Textes nannte sich der Autor dieser Zeilen "Die Feder aus München", Anmerkung zur Veröffentlichung im Outland). Eine, die für mich viel mit der üblichen Namensgebung der Flamencomusiker zu tun hat. Die wiederum eine höfische Tradition imitiert, wonach jeder Aristokrat seine eigene Abstammungslehre im Namen mit sich trägt. In der barocken Populärkultur ist es auch für Zigeuner und Personen niederen Standes selbstverständlich, sich durch ein „von“ im Namen adeln zu lassen, und so heissen die Flamencosänger etwa El Camarón de la Isla, La Perla de Cádiz oder El Niño de Jerez.
Nun also Der Nino aus Wien, Dichter der taumelnden Gestalt, der sich mit rätselhaften Sätzen im Halbdunkel fortbewegt. Sicher nicht mit der dämonischen Ergriffenheit eines Flamencosängers, aber doch im Besitz des Wissens um das Feuer, das uns beim Ablaufen unserer nächtlichen Kreise verspeist. Und dieses Wissen auf eine originäre und authentische Weise verkörpert. Auf die Frage, was man von seinen Alben erwarten dürfe, antwortet er ganz lapidar „Energie und Schuhe“. Gute Songs seien wie gute Schuhe, gut ausgetreten. 
In seinen Videoclips sieht man ihn gerne am Boden herumliegen und immer wieder hinfallen, in einer Bar oder mitten auf der Straße. Die Mode läuft immer Gefahr, aus der Mode zu kommen. Was mit der Zeit liegen bleibt, hat Charakter.
In der allmusic guide lesen wir: „There was a mini-genre of singer/songwriters in the late 60‘s and early 70‘s that has never gotten a name. They were folky but not exactly folk-rock and certainly not laid-back; sometimes pissed off but not full of rage; alienated but not incoherent; psychedelic tinged but not that weird; not averse to using orchestration in some cases but not that elaborately produced.“ Wie maßgeschneidert für den Nino aus Wien scheint mir diese Nicht-Schublade zu sein, die der Autor  des allmusic guide eigentlich für die Platten von Liedermachern zimmerte, die Jeff Monn, Paul Martin, John Braheny, Billy Joe Becoat, Dino Valenti, Sixto Rodriguez oder Skip Spence heissen. Mit manchen kommt man gut in den Tag, mit anderen besser in den Abend. Die Platten von Rodriguez und Skip Spence sind sicher so gut, dass sie eine würdigende Besprechung verdient haben. Anderswann.
Lieber möchte ich diese Meine Platte mit der Lieblingsplatte vom Nino beenden, „Self Portrait“ von Bob Dylan. Ein Doppelalbum voller Schwunglosigkeit, die ins Leere zielt. Dylan musste sich selber von dieser verrissenen und wegkritisierten Platte immer wieder distanzieren, bis er sie schließlich als Jux bezeichnete. "Self Portrait" erschien 1970 als Sammlung von Coverversionen und kitschigen Croonern. Sogar eine Instrumentalnummer findet sich darauf. Also vielleicht das Gegenteil von einem Selbstportrait, eher die totale Verweigerung dessen. Aber wer kann das schon so genau sagen. Möglicherweise fühlte sich Zimmermann damals nirgends so zu Hause, wie bei diesen Songs. Oder es war die Richtung, von der er sich erhoffte, nach Hause kommen zu können. Mit einer inszenierten Leugnung der von außen projezierten Erwartungen. Weswegen ich "Self Portrait" für aufrichtiger halte, als die meisten angeblich ernst gemeinten Dylans vorgeben zu sein. 
Meine Ausgabe teilt sich mit Ringo Starr’s "Beaucoups Of Blues" ein Cassettenband. Ein sehr nettes Album. Man freut sich beim Hören immer, wie gut die Beiden zusammengehen. "All the tired horses in the sun. How'm I supposed to get any ridin' done?" Nach Nashville gehen, und mit Countrycracks ein schmalziges Album lang Cowboy spielen. 1970 war das, da war Ringo für einen Moment lang größer als Bob Dylan. Da realisierte er seinen Traum. Nicht – wie hier inhaltlich passender gekommen wäre – auf "Goodnight Vienna".
Ich denke, "Self Portrait" ist Dylan's Austropop-Album; ein ironisch launisches, virtuos verspieltes, ur entspanntes und mitunter maßlos arges Album. Es lullt einen ein, wie ein minnesotischer Walzer von einem Hobo, der es geschafft hat. Schuhwerk bis ans Ende seiner Tage hat.
Hank sagt, es gäbe kein beschisseneres Coverartwork als das von "Self Portrait", es sei die langweiligste Idee der Popgeschichte. Nino sagt am Ende einer seiner stärksten Songs: „Es geht immer ums vollenden und den Superbowl“

(geschrieben Anfang März 2010, München. Drübergeschaut im Dezember 2012, München)

"La Malinche", Jimmie Durham

2012-12-29

Kein Land für alte Dichter


Kein Land für alte Dichter



Arbeit macht mehr Arbeit

Bier führt zu mehr Bier

Cocaine – für wen, wohin?

Dichtung macht alles dicht

wenn alles dicht ist, geht nichts mehr rein
wenn alles dicht ist, kommt nichts mehr raus

Ein Auftrag führt zu Belegen
Fülle Seiten, mach mich verlegen
Geldzähler woll'n mehr verlegen
Hohle Dachkammern – da kommen Dichter rein

wenn alles dicht ist, geht nichts mehr rein
wenn alles dicht ist, kommt nichts mehr raus

A9 führt nach Berlin
Bier führt zu mehr Bier
Cocaine – fütter dein brain
Dekolleté führt zum Verschluss
Eine Kette braucht einen Hals

Du legst sie um – vor Ladenschluss
Sie legt dich um – nach Ladenschluss
Supermarkt macht Herzinfarkt
Eingesargt und ausgesorgt

wenn alles dicht ist, geht nichts mehr rein
wenn alles dicht ist, kommt nichts mehr raus

Brinkmann – überrollt
Zyhdi – überführt
Fauser – überfahren
Schernikau – ganz hinüber
C. McCarthy - zu den Brüdern
Und Bardem schiesst Brolin in die Rüb'

Ein Bier am pool, ja das war es, rasch verführt
Ein Handtuch legt sich über ein uraltes Gesicht 
Überarbeitet, zwei Pesos wert, trocken rezensiert
Dein Einsatz, dein Leben, das hatte kaum Gewicht

junge Dichter springen von der Ladefläche 
in einem großen Satz

Der eine Satz, der alte Satz
Verborgener Satz, der ganze Satz
Ungehobener Satz, der letzte Satz
Von einem SUV überholt

wenn alles dicht ist, geht nichts mehr rein
wenn alles dicht ist, kommt nichts mehr raus
    

Nachwort:

Fünfzehn Bücher und Gedichtbände
und neun Kilo Kokain
wollte Zyhdi überführen
Morava Zyhdi über den Brenner führen
Der zweiundsechzigjährige
Ex-Vorsitzende des
albanischen Literaturverbandes
hatte den Stoff
in den Niederlanden gekauft
und in seinem Peugeot
Dreihundertsieben versteckt
In München – ein Motorschaden
Im Abschleppwagen
weiter zum Brenner
Dort abgestoppt.




2012-12-27

Meine Platte: Der Lunsen-Ring

Herrscherzeiten – der Tanz um den „Lunsen-Ring“


Die Kamele sind nun im Corte Inglés von Badajoz geparkt, meldet das kaufmännische Portal Bedin. Vom sechsundzwanzigsten Dezember bis fünften Januar gebe es dort, im größten Kaufhaus jener spanischen Provinzstadt, die Möglichkeit, jene Tiere zu bestaunen, die am sechsten Januar die Heiligen drei Könige durch Madrid tragen sollen.
Die Parade der Reyes Magos, der "Zauberkönige", wie sie in Spanien weniger amtlich tituliert werden, ist dort der festliche Höhepunkt der Weihnachtszeit. 

Es ist weniger die göttliche Geburt, denn deren Anerkennung durch die weltlichen Kräfte, die den Spaniern Anlass zur Freude gibt. Sogar die allgemeine große Bescherung erfolgt dort erst an dem Datum, da dem Säugling die weit hergebrachten Geschenke in die Krippe gelegt worden sein sollen. Eine Identität stiftende Parallelhandlung, die Kindern die Möglichkeit eröffnet, von kleinauf ein kumpelhaft kollegiales Verhältnis zu Jesus zu pflegen. Du kriegst Geschenke? Ich auch! Jedenfalls wird in Madrid der hohe Besuch der Magier aus dem Osten, der persischen Sterndeuter, der zoroastrischen Priester oder eben Königsleute von Gottes Gnaden sehr ernst genommen und jubelnd Willkommen geheissen. 

Wochenlang werden alljährlich vorher die bunten Stoffe für die Entourage der Könige genäht, Mond und Sterne geklebt, Kostüme geschneidert. Das Morgenland grüßt mit einer Farbenpracht, die im schwarzweißen Outland niemals gesehen ward, eher in einem Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Oder auf dem Cover von "Their Satanic Majesties Request". Denn nicht viel anders sieht er aus, der weihnachtliche Hofstaat von Madrid. Sieht man die Zauberkönige Kaspar, Melchior und Balthasar den Paseo de la Castellana hinabreiten, so sieht man die satanischen Majestäten Keith, Mick, Brian, Charlie und Bill vor ihrer kunterbunten Kirche kauern, und umgekehrt. Natürlich ist auf dem Cover auch ein Kamel abgebildet. Und John, Paul, George und Ringo, als Blumen. Ein satirischer Reigen, East meets West als satanische Ökumene, ein abendländischer Scherz. Die Rolling Stones klingen auf dieser für nie ganz voll genommenen, arabesken Platte, als wollten sie nicht irgendeinen Kindergeburtstag, sondern den Highland persönlich feiern. Ich denke, es ist nicht ganz richtig, das Album nur als ironische Replik auf "Sgt. Pepper" zu interpretieren. Am 8ten Dezember 1967 erschienen, kam es exakt am selben Tag wie "Magical Mystery Tour" auf die Welt, und auch ästhetisch laufen diese beiden Scheiben viel eher parallel als "Majesties" und "Sgt. Pepper". In gelben Bussen oder per autostop zogen die jungen Gammler und Hippies damals gen Osten. Nach Istanbul, Beirut, Iran, Indien und Afghanistan.

Anno 2011 kam nun ganz nebenbei ein Werk auf die Welt, welches den Hörer aus der Zeit fallen, und an die Rockopern jener Tage denken lässt. Der "Lunsen-Ring" zieht fast gänzlich unbemerkt seine schlafwandelnden Kreise auf dem endlosen Rillenmeer der unerhörten Schallwellen. Als wäre er ein fliegender Holländer aus dem Jahre 1967.
Der Kreuzberger Künstler und Dichter Hank Schmidt in der Beek lässt darauf dem Schlaf eine noch größere Bedeutung beikommen, als es annodazumal die Surrealisten taten. Der Schlaf ist hier Leitmotiv und Menschheitsrecht – vor dem Schlaf sind alle Menschen gleich. Tatsächlich haben wir es hier mit einem Plädoyer für die Völkerverständigung zu tun: "Pantalon sagt der Franzose, ich selber sage Hose. Und was ich den Tragkorb nenn', bezeichnet er als benne. Doch was tatsächlich uns vernabelt, mich und den Franzosen, ist nicht der Zauber der Vokabeln, noch sind es uns're Hosen. Warum der Vers uns zwei vereint, zu raten keine Kunst: Uns beide drückt es tief hinein, tief in uns're Luns."

Um der Einfachheit halber bei kulturellen Klischees zu bleiben, könnten wir uns nun auch ausmalen, wie die Darsteller der Reyes Magos vor ihrem abendlichen Ritt durch Madrid genüsslich auf dem Sofa dösend die landesübliche Siesta, das Nachmittagsschläfchen, pflegen. Oder wir hören noch einmal in "Their Satanic Majesties Request" hinein, in den Song "In Another Land"; und hören dort Bill Wyman unverschämt laut schnarchen. Das kommt davon, wenn man zur ausgemachten Uhrzeit ins Studio geht – keine Sau da, also erstmal ein Nickerchen. Und prompt wurden Bill's Träumchen mitgeschnitten... 

Nun denn, die Musik vom "Lunsen-Ring" zu beschreiben wäre gewiss schnell ermüdend. Ich will dafür in einem Dreischritt probieren, die Bahnen der drei Verursacher Hank Schmidt in der Beek, Nick McCarthy und Sebastian Kellig einzukreisen.
Die Vokabel „Luns“ findet sich übrigens im Manischen, einem im Hessischen beheimateten Soziolekt. Und bedeutet Bett, oder einfach Schlafplatz. Soweit wären wir also.
Beginnen wir nun unseren Rundlauf. Zum Beispiel mit dem "Watusi":
Irgendwann im Jahr 2008 schickt Hank einen offenen Brief an die Obamas, in welchem er ihnen einen guten Kunstgeschmack attestiert, und ihnen zu ihrer Entscheidung gratuliert, die Cowboy- und Kakteenbilder der Bushs aus dem Weißen Haus verbannt zu haben, um statt ihrer eine wohldosierte Auswahl von Meistern der abstrakten Moderne nebst Popkünstlern aufzuhängen. Kernstück der Sammlung sei der Watusi. Das Werk der afroamerikanischen Malerin Alma Thomas datiert auf das Jahr 1963 und zitiert einen Matisse von 1953 namens "Snail". 

Watusi bedeutet dreierlei: Ein in Afrika beheimatetes Tier – ein Stier mit ganz dicken Hörnern, verwandt mit dem Auerochsen, aber viel imposanter, was die Hörner anbetrifft. Ferner wird die Bezeichnung "Watusi" zuweilen den Mitgliedern der Volksgruppe der Tutsi untergeschoben. Und nicht zuletzt steht Watusi für einen Modetanz aus der Ära, als die amerikanischen Teenager den Tanzschritten von "American Bandstand" aus Philadelphia und der "Buddy Deane Show" aus Baltimore folgten: "The Wah-Watusi" war zum Zeitpunkt der Entstehung des Bildes ein populärer Tanzbodenschwinger. Im Song selber werden andere Tänze jener Zeit zitiert, etwa der "Fly" oder der "Pony", von denen die Lyrics aber behaupten, dass sie nicht so toll seien wie eben der Watusi. Von den vielen Tänzen hatte ein Jeder seine eigene Grammatik, und in vielen Fällen sollten die Tanzschritte als bildhafte Korrelate zu archetypischen Bewegungsmustern bestimmter Vertreter aus dem Reich der Tiere verstanden werden. Wer "Hairspray" von John Waters gesehen hat, weiß Bescheid.

"Watusi". Alma Thomas, 1963
"Children Dance Children Dance".
William H. Johnson, ca 1944
Hängt auch bei den Obamas.


Eine Kopie des Obama-Briefes ereichte mich jedenfalls just in dem Moment, da ich gerade beschlossen hatte, den Song "Land of 1000 Dances" als Ausgangspunkt für eine kleine Textarbeit über den Jemen zu verwenden. Der Watusi spielt in "Land of 1000 Dances" eine nicht unwesentliche Rolle.
 
Ein Jahr zuvor war ich mit Sebastian Kellig, Sebastian Meyhöfer und Daniel Murena unter dem Namen Kamerakino in musikalischer Mission im Jemen gewesen. Seb Kellig, in London lebender Musiker, Therapeut und Produzent der Seifenoper "Videodrama" – er wird die folgende Szene aus unserer Zeit in Sanaa bezeugen können:
Am Abend der dritten Nacht haben wir eine Audienz beim Minister. Beim Minister für Sport und Tourismus sitzen wir mit verschränkten Beinen in seiner Polstergallerie und sehen einen Tanzfilm. Der Minister gibt uns eine Unterrichtsstunde in jemenitischer Kultur, zeigt uns, wie man das Qat kaut und wie der Bara getanzt wird. Der Jemen verfügt über genau einen Traditionstanz, den Bara, und dieser hat etwas außerirdisch Roboterhaftes. Mich erinnern die gleichförmigen Schritte an einen gothic Wavetanz oder an Fliegen, die minutenlang in der Luft eine Bahn nachziehen. Man liegt in einem Hotelzimmer im August auf der faulen Haut und beobachtet diese zwanghaften Fliegen. Als würden sie einem Bann unterliegen, drehen sie ihre Achter oder Unendlichkeitszeichen durch die Raummitte.
Der Jemen ist eine Monokulturlandschaft, denke ich beim Betrachten des Baras, und träume mich unwillkürlich in ein anderes Tanzvideo hinein, in "Land of the 1000 Dances" von Danny & The Memories – ein Scopitonevideo von 1964, und eine Variation des Wah-Watusi-Motivs der Orlons mit Ray Barettos "El Watusi" gekreuzt. Eine erneute Auflistung aller aktuellen Modetänze in einen neuen Song verpackt. Während im Jemen, im Land von Tausendundeiner Nacht, also immerzu der Bara getanzt wird, drängt sich mir als Traumutopie das Land der 1000 Tänze durch den Kopf. 

Danny & The Memories spielen noch heute zusammen, wenn auch ohne Danny Whitten. Man kennt sie unter dem Namen Crazy Horse – der Backingband von Neil Young. Seb und ich waren uns über die Dauer unseres Aufenthaltes im Jemen einig, dass die übersteuerte Sturheit von Crazy Horse das wildwesterne Straßenbild dort perfekt zu untermalen vermag.
Nun hatten wir eine gemeinsame Begleitlektüre in Sanaa dabei – "Nah Inverness" von Michael Roes. Darin wird der Versuch geschildert, Shakespeare's Königsdrama "Macbeth" im Jemen mit Laiendarstellern vor Ort zu verfilmen. Natürlich wird in "Nah Inverness" auch der Bara getanzt. Eine schöne Bettlektüre.
Ungefähr zeitgleich, möglicherweise etwas eher, arbeiten Hank und Nick McCarthy, in London lebender Popstar, an einer Inszenierung von Shakespeare's "Tempest" – mit Auswirkung auf das dritte Franz Ferdinand Album, und auf die Sinnfälligkeit dieses Textes: 
Nick bediente sich im "Sturm" beim Monolog der Figur des Caliban für ein hübsches Wiegenlied, das am Ende von "Tonight" steht – "Dream Again". 
Franz Ferdinand gaben übrigens im Juni 2008 einen Secret Gig vor 150 Fans in einem Londoner Pub namens "The Macbeth". Wenige Wochen, bevor sich das Appartement von Seb in eine Schlafhöhle für die (diesmal echte) Münchener Band Kamerakino verwandeln sollte. Die ihr erstes Londoner Konzert ebendort spielen durften, im "The Macbeth". 

Als Seb und Nick im Frühjahr 2010 schließlich die Londoner Sausage Studios betreten, um sich an Hanks "Lunsen-Ring" zu wagen, wird die Freude über die von Hank verordnete literarische Bettruhe als willkommene Medizin gegen Alltagsstress und Tourleben spürbar und hörbar.

Und so stehen wir vor dem eingangs genannten Genrebegriff Rockoper wie in einem Spiegelkabinett, in dem wir über die Landung der Zauberkönige, das Kauern der satanischen Majestäten, die Tanzkreisbilder des weltlichen Herrschers Obama, die Tanzlektionen des jemenitischen Sportministers Fakih, und schließlich die Traumtänze des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Franz Ferdinand einzig und allein aus dem Grunde stolpern, um am Ende bei Shakespeare's Königsdramen rauszukommen. „I’ll cry to dream again – I'll live to dream again". 

Die Abwesenheit der Träume, ja, das ist es, worum es nicht zuletzt auch bei den frugalen Bettgeschichten des Lunsen-Rings geht. Eine nachtschwarze Platte voller angelsächsischer Cheerleaderchoräle, jemenitischer Folklore, Pubrock bis Progrock und Betthupferl aus dem höfischen Bauernbarock, gespannt wie ein Spannbettbezug. Und aufgeschlagen, als möglichen Kommentar auf die Lage der Welt, finden wir eine Seite in einem Buch von Hülsenbeq, mit der lapidaren Frage: „Vielleicht will der Westen ja gar nicht leben?“ Nun denn, vielleicht will er ja schlafen. Mit dem Sonnenaufgang im Osten schlafen gehen. 
In Hanks Libretto ruht ein Humor, mit dem manch täglich mit sich selbst ringender Feierabendathlet ruhig einmal ins Bett gehen sollte. Am Ende drückt es alle in die Luns. Oder, um den gerne bettlägrigen Werner Enke zu bemühen - es wird müde enden.


Luns Records, 2011 / 300 Stück

2012-12-25

Das poetische Geheimnis von "Tabu"


TABU
Das Krokodil im Pool schläft nicht. Es beobachtet alles, blickt stoisch hinein ins Herz der schwarzweißen Sprachlosigkeit. Drunten im alten Afrika, am Fuße des Monte Tabu. Eines Tages wird es als Erinnerung wiederkehren. Dann wird es beissen. Und es wird ein Fressen für Cinephile sein. Als Erinnerung von Aurora und Ventura, spielsüchtige Abenteurer und Wilderer. Portugiesische Jeunesse dorée in Mosambik, 1961, kurz vor dem portugiesischen Kolonialkrieg. Sie liebten und sie verleugneten sich. Zugunsten der Unantastbarkeit des Ehemannes von Aurora. Der einst Mario das Leben gerettet hatte. Und Mario ist Ventura's bester Freund. Sturmfreie Probleme im „Paradiso“, in der zweiten Hälfte des Films. Stumm und stillschweigend wie ein Tabu per definitionem nun einmal ist, oder wie der gleichnamige Film von F.W. Murnau aus dem Jahr 1931. Aber der Blick, der die Kultivierung vom imperialen Elternhaus hier reflektiert, könnte auch der von Guy Maddin sein. In den Formalismen von Anstand und Würde entdeckt Miguel Gomes das Groteske. Die Rechnung, die nicht aufgehen, beziehungsweise nicht ohne moralischem Bankrott ausgehen wird. Er enttarnt sie, Les Européens sauvage, oder eben Os europeus selvagem. Wenn beiläufig erzählt wird, dass Mario als Kartograph wunderschöne Pläne entwirft, die aber jeglicher Wissenschaftlichkeit entbehren, dann ist in diesem Detail eine ganze Klasse von reichen Kindern und Hochstaplern karikiert. Die Guttenbergs vom Monte Tabu. Ironischerweise kommen dem Zuschauer in einer Einstellung, wenn man genau hinsieht, afrikanische Kinder mit Obama T-Shirts entgegen. Vorgefundene Reality, die Gomes als Hintertür zur Jetztzeit intakt liess. Technischer Geniestreich in Tabu: Die Dialoge sind nicht zu hören, wohl aber alle anderen Geräusche – Türen schlagen, Motoren brummen, Schüsse fallen. Die Schauspieler sollen bei den Dreharbeiten die Dialogsequenzen mit spontanen Einfällen gefüllt haben. Ein hochinteressanter Film für gehörlose Lippenleser. Möglicherweise entstehen bei der Lektüre nochmal ganz drastische Tabubrüche.
                         TABU                    
Portugal/Deutschland/Brasilien/Frankreich 2012
Regie: Miguel Gomes
mit Teresa Madruga, Laura Soveral, Ana Moreira, Carlotto Cotta, Ivo Müller u.a.
Miguel Gomes liebt die Vielschichtigkeit, die weit verzweigte Geschichte. Das Motiv der portugiesischen Kolonialverbrechen wird dem mittlerweile greisen Ventura im Tonfall einer romantischen, äußerst fein ausfabulierten Sprache, in den Mund gelegt. Was ist kitschiger, die schulisch gelehrte Landesgeschichte, oder die radikal subjektive Geschichte von Ventura? Zwischen diesen Kontrasten verrät uns Gomes das poetische Geheimnis von Tabu.   
Die erste Hälfte von Tabu, „Paradise Lost“, spielt im heutigen Lissabon, dehnt die existenzielle Sinnlosigkeit der sterbenden Aurora, der "Morgenröte", zu einer Bonnuit Tristesse. Deren Trägheit erschliesst sich umso nachsichtiger, als der Film sich zu erinnern beginnt, jugendlich und campy wird, und die Ramones und die Ronettes den Dschungel Tränen kosten. 
Les Surfs aus Madagascar singen
 "Tú serás mi Baby" von den Ronettes
Veronica "Ronnie" Spector
1 ESCUELA DE LOS RAMONES. 2 LOS PERTEGACES. 3 LA TOSCA Y FÁBRICA DE LANAS.




2012-12-23

Auslaufrille für Karl Denver


Auslaufrille für Karl Denver

Am 16.Dezember hörte Anna McCarthy via BBC im Sunday Service von Jarvis Cocker den Song „Lazyitis“ von den Happy Mondays, und machte mich darauf aufmerksam. Der Song erinnerte sie an Das Weiße Pferd. Great. Im Folgenden wollen nun keine Parallelen zwischen diesen Bands gezogen werden, nur ein paar lines für Shaun und eine Rille für Karl.
Jarvis brachte den Song zu Ehren von Karl Denver, der am 16. Dezember 1931 seinen Geburtstag gehabt hatte. Karl Denver war ein schottischer Populärmusiker gewesen, der die Kunst beherrschte, seine Stimme jodelnd bis ins Falsett hochzuschrauben. Auf diesem Wege war Karl mit seinem „Wimoweh“ 1962 bis in die Top Ten der britischen Charts geklettert. „Wimoweh“ würde heute vielleicht als Ethno etikettiert werden, und war nichts weiter als eine Variation eines damals sehr populären Themas, welches in Südafrika als Folklore der Zulu von Solomon Linda unter dem Titel „Mbube“ kanonisiert worden war. Durch die Feldaufnahmen von Alan Lomax war das Stück nach Amerika gekommen, wo die Autorenschaft Solomon Linda entrissen und Paul Campbell zugeschrieben wurde. Als Nächstes trat Folk-Pionier Pete Seeger auf den Plan und ersetzte „Mbube“, was „Löwe“ bedeutet, durch ein lautmalerisches „Wimoweh“. Ende der Fünfziger verwandelte sich in der Aufnahme mit seinen Weavers der Löwe prompt in einen Ohrwurm.
Yodeling, wie man es damals aus der Cowboymusik kannte, vermochte auf diesem Weg ein afrikanisches Thema in die Populärmusik der weißen amerikanischen Hörer zu integrieren, und auf Augen- und Ohrenhöhe mit Bossa Nova oder Calypso als „Exotica“ zu subsumieren.
Ein paar Jahre später war in der Version der Tokens der König der Tiere in den Song zurückgekehrt: „The Lion Sleeps Tonight“ drang Weihnachten 1961 bis ins United Kingdom vor, und führte dort die Hitparade an. Karl Denver mag wie beim Domino mit seinem „Wimoweh“ wiederum ein paar Wochen später einen Spielstein an die Tokens angebaut haben; Allerdings existieren Demoaufnahmen, die belegen, dass Karl sich schon in den Fünfzigern an „Wimoweh“ versucht hatte. 

Wie die Happy Mondays rund dreissig Jahre später dem fast in Vergessenheit geratenen Mann mitten im Madchester Fieber begegnet waren, weiß auch Jarvis nicht zu berichten, aber es ist anzunehmen, dass es damit zu tun hat, dass Karl von Glasgow nach Manchester umgezogen war. War „Wimoweh“ Popmusik im besten Sinne, nämlich ein Song, der von verschiedenen Autoren im Lauf der Zeit weitergeschrieben worden war, so führt auch „Lazyitis“ eine ganze Liste an Urhebern auf; Zunächst einmal ist es ein Song, den es auch in verschiedenen Versionen gibt. Erst in der Albumversion von 1988, auf der Platte „Bummed“, dann im Mai '89 als Remix mit Karl Denver im Duett und dem „One Armed Boxer“ als Untertitel. Was man da zu hören kriegt, ist die Synthese aus mehreren Songs, eine Collage. Aber ganz unmerklich, das Stück gleitet einfach so vorbei, rauscht auf einer Ebene. Am Deutlichsten bleibt das Zitat von „Ticket To Ride“, mit einem wirren Text, in dem eine grundsätzliche Verweigerung und der Mythos vom gefallenen Popstar eine Rolle spielen. Der britische working-class-Glamstar David Essex findet da mit seinem „Gonna Make You A Star“ ebenso Eingang wie Sly Stone und die Wombles. Sicher mag das primäre Interesse von writer/rider Shaun Ryder auch Lennon/McCartney's Sex&Drugs-message mit den Tickets gegolten haben. Shaun Ryder, der ewige Druffi. Fast möchte er zu einem „Wimoweh“ abheben, aber er parodiert nur das Gejodel mit einem „wawawawawa“. Und dann steht da im Videoclip Karl Denver neben Shaun. Der Song also so ein mehrarmiger aber einarmiger Fluss, stehen da Alt und Jung wie unter einem Wasserfall im Regen.

http://www.youtube.com/watch?v=9-Zn3U7Vv9U

Der Videodreh war im Grunde genommen ein Anschlag auf das Leben von Karl Denver. Nach vier Stunden unter der Regenmaschine war er fertig, die Folge war eine Lungenentzündung. Angeblich fuhr er zum Auskurieren erstmal nach Spanien.
Factory Records veröffentlichte wenig später dafür von seinem „Wimoweh“ eine Hazienda Rave Version, und als Karl Denver am 21. Dezember 1998 in Manchester starb, war er zuletzt mit seinen 67 Jahren immer noch jünger gewesen, als Shaun Ryder damals mit 37. Der hatte zu dem Zeitpunkt gerade seine Mondays-Nachfolgeband „Black Grape“ aufgelöst und war unglaublich drastisch gealtert. Als ich zum ersten Mal die Bonus DVD von „24 Hour Party People“ mit den Interviews sah, war ich entsetzt. Der Film ist von 2002, und Shaun Ryder sitzt da mit knapp vierzig Jahren am Tisch wie ein Zombie, jemand der weit über die siebzig hinaus ist. Kokssyndrom, das an Parkinson denken lässt, Stottern, aufgedunsene Backen, weiße Haut, verquollene Augen, Glatze. Rennies, Valium, Temazepam. Madchester-Inszenierer Tony Wilson beschreibt ihn als den Typ mit der unglaublichsten Streetcredibility, die man sich vorstellen kann. Jemand, der von einem millionenschweren Vertragsdeal aufspringt, um sich ein KFC zu besorgen. Und dann war das Kentucky Fried Chicken ein Päckchen Heroin.

Man kann das „Lazyitis“ Video auch parallel zu Shaun's Teilnahme in „I'm A Celebrity...Get Me Out of Here!“ im Jahr 2010 schauen.
Karl Denver heisst hier Gillian McKeith. Zumindest sehen sich die Beiden ähnlich. Nun denn, Shaun Ryder sitzt im australischen Dschungelcamp an der Seite von Gillian McKeith wie auf der Strafbank und frisst Krokodilaugen, Krokodilpenis, faulige Eier, Küchenschaben, Würmer und eine Bullenzunge. Ohne, dass ihm das größere Probleme bereiten würde. Gillian McKeith – Autorin von Ernährungsratgebern mit Titeln wie „You Are What You Eat“– rührt nichts davon an und fürchtet wahrscheinlich, Shaun könne sich gemäß ihrem Buchtitel vor ihren Augen endgültig in ein urzeitliches Tier verwandeln. Shaun's Magen hält das aus. Auch als er im Verlauf einer anderen Prüfung von einer Schlange in die Hand gebissen wird, juckt ihn das kaum. Shaun, der völlig desensibilisierte Alles-Schlucker, kassiert hier nicht zuletzt eine Retourkutsche von Karl Denver; Das Dschungelcamp als in Szene gesetztes Echo auf den Jodler von Karl Denver. War „Wimoweh“ nicht Dschungelmusik? Oder ist das ein Klischee? Ob Karl Denver wusste, dass Südafrika, der Kongo, oder eben der australische TV-Dschungel ganz unterschiedliche Welten sind – unerheblich. Damals sagte man dazu: Dschungelmusik. Und eine Musik, die wenig später auf den Madchester Hype folgte, labelte sich selbst ganz tricky als "Jungle". Festzuhalten bleibt: Der Videodreh für „Lazyitis“ muss für Karl Denver mit Blick auf seine Karriere Erniedrigung und Katharsis in einem Aufwasch bedeutet haben. Erniedrigung und Katharsis, wie sie zwanzig Jahre später Shaun Ryder im Dschungelcamp widerfahren sollte. Die Rache des Dschungels. Shaun Ryder schluckt sie runter.
Kleine Randnotiz: Ein Schatten von „Ticket To Ride“ ist am Ende von „The Dark Side of The Moon“ von Pink Floyd zu hören, kurz vor der Auslaufrille. Man muss nur ganz laut aufdrehen. Möglicherweise schwirrte zum Zeitpunkt der Aufnahmen noch ein Geist von dem Song durch die Abbey Road Studios. Eine Spur von einer Spur. Als Geisterforscher halte ich das für absolut plausibel.




2012-12-21

Auslaufpille für Shaun Ryder


Auslaufpille für Shaun Ryder

Dieser Junge hatte zuviel Wahres
dabei, ist off und heim
und boxt nun einarmig

Und dieses Mädchen fliegt auf, in Extase
will dem Chef das Gesicht wegblasen
höher kann kein Shorty kommen 

Und sie hat ne kurze Zunge
geht durch kein Gitterkreuz
will jedes Wort umlegen

Und er wird ihr nicht nachpfeifen
er ist nicht top of the class
hängt ab im Bau – auwauwauwau

Sie hat ne Karte zu schreiben
aber es ist ihr egal

Sie hat ne Karte zu spielen
aber es ist ihr egal

Sie kehrt niemals um
sie will nur reiten
immer nur reiten

Sie hat ne Karte zu schicken
er hat ihr das Ass zu lecken

Shorty nimmt ein Ticket zum reiten
seine Hände sind starr

Und Karl Denver holt sich
nen blauen Montag mit Pneumonia
nach vier Stunden mit Shaun Ryder

Im Kunstregen am Set
und fährt dann ab
mit Iberia

Und ich glaub er tat das Beste
damit abzuhauen
und nur zu wedeln

Ist er das Mädchen, das den Chef
zur Strecke brachte
und aus dem Verkehr zog

Und wo sind all The Lazy hin
ein Ticket steckt im Flugschreiber
am Ende von Dark Side Of The Moon


(lose weitergeleitet und übergesetzt nach "Lazyitis", as written by Shaun Ryder, David Essex, Sly Stone, Paul Richard Davis, Mark Philip Day, Paul Anthony Ryder, Gary Kenneth Whelan,
 Paul James McCartney, John Winston Lennon und Federico Sánchez)