2014-07-18

Texte von Das Weiße Pferd / 2014: 1. STRASSENKÄMPFER / AKKORDARBEIT



Mir ist, als hörte ich sie überall marschieren und angreifen, oh Boy
der Sommer ist da, und das ist die richtige Zeit für Straßenkämpfe, oh Boy
aber was kann ein armer Kerl schon tun
außer von der Münchner Freiheit zu singen
denn hier, in dieser verschlafenen Stadt
ist einfach kein Platz für Straßenkämpfer

Nein

Hey! Ich finde, das ist die richtige Zeit für 'ne Palastrevolution
aber hier, wo ich lebe, schließt man gern Kompromisse
was kann also ein armer Kerl da schon tun
außer von der Münchner Freiheit zu singen
denn hier, in dieser friedlichen Stadt
ist einfach kein Platz für Straßenkämpfer

Nein

usw...

(frei nach "Street Fighting Man" – Jagger/Richards, 1968)
Musik: Das Weiße Pferd
Aufnahme & Mix: Albert Pöschl, Sommer 2014
Coverbild: Anna McCarthy

Outtake von dem Album "MÜNCHNER FREIHEIT / VÖ: 23.01.2015 bei SCHAMONI MUSIK / ECHOKAMMER / Sub Up Records / INDIGO


 
G - Geh
und hol dir den Gehalt
halt - vergiss nicht die Gewalt
die lauert in der Arbeit
A - A - Akkordarbeit
erinner dich daran, ran
an Taschengeld und Liebe
und manchmal auch Hiebe
Vater, Mutter, Chefsache
ist der neue Akkord da?
wo er hingehören soll?
wo er auch gehört wird?
Dreiklang mit nem Kreuz dran
ran an die Arbeit
A - A - Akkordarbeit
und dreh dich einmal rum, rum
um den Quintenzirkel 
und mach ein Kreuz davor, vor
vor der großen Pause
die dauert einen Takt lang
---------------------
Und ran an die Arbeit
A - A - Akkordarbeit
Noten sind verteilt
auf Megabite und Arbeit
es geht auch um Klangfarben
und um den guten Ton, Ton

Ein neuer Akkord geht um, um
ob der wohl wo reinpasst?
und dazugehört, hört?
wer nimmt den E - Akkord auf?
die, die Rekordtaste!
spür die Rekordtaste!
sie nimmt den Akkord auf
es geht um den Rekord-kord
und was tun wir dann?
 
Dann kommt ein Quintensprung
und alles wiederholt sich
und dann kommt schon die Wendung
da ist auch Herz und Terz drin
wir ziehen an einem Strang
und hängen auch kordial dran
drum heissts ja Akkordarbeit
A - A - Akkordarbeit
Die Noten klingen lang
sind harmonisch schön verteilt
im Vierteltakt verteilt
und warten in der Schlange
ja, ich steh in der Schlange
(der Mann ist in der Schlange)
der Schlangenlederhaut, haut
haut auf Trommelfelle
den Feierabend lang
frische Noten in der Hand
hast Banknoten in der Hand
und dann weisst du Bescheid
über A - A - Akkordarbeit
über B - B - B-Akkorde
und über C - C - C - Akkorde
 
Und das weisst du eh eh eh
(ja, das weiss ich: E - E - E)
was du kennst aus dem ef ef
(was ich kenn aus dem F - F)
und jetzt gimme gimme five
mann, wie ich auf all das pfeif
ob Sekunden oder Quinten
pfeif die Noten auch von hinten
in der Tasche noch ein Ass
As - As - Akkordarbeit
 
Wo kommt denn der Akkord her?
ganz unerhört und neu, neu
schick den zur Bearbeitung
der wird jetzt moduliert
dreh dich dann mit ihm im Kreis
mach ein kleines Kreuz davor
vor, Vorzeichen gehen vor
vor, Vorsicht, lange Pause
und jetzt mach mal einen Punkt.
 

(Musik & Text: Federico Sánchez,
interpretiert von KAMERAKINO
für das Theaterstück "Illegal",
uraufgeführt am 20.06.2008
an den Münchener Kammerspielen.

Veröffentlicht mit Das Weiße Pferd auf dem Album "Münchner Freiheit", 
23.01.2015 bei Schamoni Musik / Echokammer / Sub Up / INDIGO.)

SCRABBLEBILD: ANNA McCARTHY 


2014-07-08

Songtexte: Das Weiße Pferd: SPIELVERDERBER





Alle hatten Angst
vor dem Göthe Protokoll
die Lehrer und Direktoren
fragten was das alles soll

wieso ein neues Spiel
und wieso ein neuer Plan
man hatte doch gelernt:
wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Auf der Suche nach dem Grund
und nach einem Common Ground
folgte der nächste Auftritt
und darauf der nächste Schritt

Alle haben Angst
vor dem Göthe Protokoll
die Lehrer und Direktoren
fragen was das alles soll

Du sagst Country
und alle hören Nation
du sagst Afro
und alle wollen Western
du willst Topf schlagen
alle spielen blinde Kuh
du willst mitspielen
im Casino sagt man:

Spielverderber!

Ja hallo, wir hätten da mal wieder ein Angebot für Sie
Herr Kayankaya
ob Sie denn bei uns den Taxifahrer machen wollen
und wichtig wäre, mit Akzent, das können Sie doch
ihre alte Rolle quasi!
Wo?
Also das wäre im „Nirgendwo“
Ja, diese neue Spielstätte
Wie? Ob Sie den Nikolaus dieses Jahr im Kaufrausch machen können?
Also, der Nikolaus ist leider schon vergeben
den macht schon dieser

Spielverderber!

Unser Hochhaus hat viel Klasse
dieser Staat hat so viel Stil
von oben auf die Masse
gilt der Blick auch im Spiel

und so steuert man den Haushalt
für die Frankensteinkultur
wo die Obers oben bleiben
doppelt putzt man ihren Flur

Du sagst Country
alle hören Nation
du sagst Latin
und der Lehrer Latein
du sagst Stereo
aber die Anlage spielt Mono
du denkst im Plural
der Direktor unisono:

Spielverderber!


(aus der "Münchner Freiheit" : VÖ 23.01.2015, Schamoni Musik, Echokammer, SubUp.
Scrabblebild-Artwork von Anna McCarthy.)

2014-07-07

Songtexte: TEUTSCHE MACHOS





Teutsche Machos
halb so wild

Tontos fachas
Sommer auf Sylt

Teutsche Machos
haben ihr Bild

von den Machos
aus dem Süden

den Urmenschen
la-la-Latinos

das sind doch die Machos
die leben doch im Patriarchat
und halten die Frauen hinter Gittern

oder nicht?

Stolze Machos
sind so wild

Teutsche Machos
haben ihr Bild

sagt der berühmte
teutsche Filmproducer
zu einer berühmten
Schauspielerin:

Fotze, komm her du Fotze!

einmal quer über den Tisch
weil Fotze doch ein teutsches Wort
ein richtig teutsches Wort ist
oder nicht?

Teutsche Machos
halb so wild

weil der Abschuss
immer anderen gilt

„Na, wer kocht bei euch zu Haus?
Etwa der Mann?“

Fragt Onkel Biolek
die türkischen Gäste
in Bio's Bahnhof
einmal quer über den Tisch

denn teutsche Machos kochen
putzen und wickeln ihre Babys
oder nicht?

Teutsche Machos
sind Vorbild

Tontos fachas
Sommer auf Sylt

Teutsche Machos
halb so wild

Teutsche Machos 
haben ihr Bild

von den Machos
aus dem Süden

der berühmte teutsche Maler
im Gespräch:
Frauen können gar nicht malen



die teutsche Kultur findet

am Kamin, am Ofen

und am Herd statt


weil die teutsche Kultur

keine Machokultur ist

wie bei denen da unten am Mittelmeer


oder doch?



Ein kleiner Subtext:
Ich möchte es dabei belassen, zu konstatieren, dass ein zunächst vages Gefühl, eine Vermutung, eine Ahnung, mich zu beschäftigen begann, und diese Vermutung sich im Laufe der Zeit zu einer polemischen Formel oder einem ungehaltenen Ausspruch zuspitzen lassen wollte wie: die „Germanokultur“ ist eine auf extreme Ungleichheit bauende patriarchalische Gesellschaft, in der sich vehement das Gerücht hält, man lebe in einem emanzipierten Miteinander und auf Egalität beruhenden Vereinbahrungen, alles eine schnuffige Sache quasi. Machokultur? Nicht bei uns!

Aber soviel Polemik ist gar nicht notwendig.

Ich musste mir nur mal die Zahlen anschauen. Und war fast baff: mein vages Gefühl traf so sehr ins Schwarze, wie ich es gar nicht vermutet hatte. Jeder sollte sich diese Zahlen mal anschauen. Zahlen und Statistiken, genannt „Gleiche Arbeit – ungleicher Lohn? Zahlen und Fakten zu Entgeltungleichheit in Deutschland und Europa“, herausgegeben von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. 

Das hier ist die Statistik, auf die ich mich berufe:




„Gleiche Arbeit, gleicher Lohn? Eigentlich muss das
selbstverständlich sein. Das sagen Frauen und Männer
in Deutschland gleichermaßen. Und doch gibt es
weiterhin eine Lohnlücke. Sie liegt in Deutschland bei
etwa 22 Prozent – das ist weit mehr als in den meisten
anderen Industrieländern,“ 
lässt Christine Lüders, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle im Vorwort grüßen. 

Weit mehr als in den meisten Industrieländern also. Wie weit mehr denn?

Nun, sehen wir uns zum Beispiel da auf Seite 6 die Europakarte an, so finden wir ein Europa, das von pastellfarben über orange bis blutrot changiert. Je roter die Länder, desto höher der Anteil an Frauen, die weniger verdienen als Männer. Deutschland ist blutrot, nur Österreich, Tschechien und Estland tragen dasselbe Blutrot von über 23%. 
Von den 27 EU Staaten ist Deutschland der drittbeste Staat in der Disziplin, Frauen ungerechter als Männer für dieselbe Arbeit zu entlohnen. Getoppt nur von Österreich und Estland. Und es wird noch schlimmer und drastischer: Während im weltweiten Vergleich die Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen in sämtlichen Industriestaaten zwischen dem Betrachtungszeitraum 2001 und 2011 deutlich zurückgegangen ist, nahm die Ungleichheit in Deutschland sogar zu. Als einzigem Industriestaat der Welt!

Im öffentlichen Dienst ist die Lohnlücke in Deutschland zumindest höher als in Spanien, Italien, Portugal und einigen anderen Staaten, und im Privatsektor ist die Lohnlücke am allerhöchsten von allen EU Staaten! Rumänien, Portugal, Italien, Spanien, Frankreich und einige andere Staaten verzeichnen mehr Frauen in den Führungspositionen als in Deutschland.

Undsoweiter. Deutschland ist in einigen Statistiken tatsächlich der Spitzenreiter in punkto Diskriminierung von Frauen am Arbeitsmarkt. Und alle kuschen mit, tun so, als gebe es keine ungleiche Behandlung/Entlohnung...naja, fast alle.

Während die deutschen Frauen sich zuviel gefallen lassen oder es als gegeben und normal hinnehmen, dass „Karriere machen“ bedeutet, sich einen reichen Typ zu angeln, profitieren die deutschen Macho Patriarchen von der Situation. Der Machismo ist hierzulande eben sehr tief verwurzelt. Face it!

Euer Macho Latino 

Pico Be

Artwork by Anna McCarthy / aus dem Album "Münchner Freiheit" von Das Weiße Pferd, VÖ 23.01.2015

2014-07-06

Songtexte: AKKORDARBEIT



 
G - Geh
und hol dir den Gehalt
halt - vergiss nicht die Gewalt
die lauert in der Arbeit
A - A - Akkordarbeit
erinner dich daran, ran
an Taschengeld und Liebe
und manchmal auch Hiebe
Vater, Mutter, Chefsache
ist der neue Akkord da?
wo er hingehören soll?
wo er auch gehört wird?
Dreiklang mit nem Kreuz dran
ran an die Arbeit

A - A - Akkordarbeit
und dreh dich einmal rum, rum
um den Quintenzirkel 
und mach ein Kreuz davor, vor
vor der großen Pause
die dauert einen Takt lang

---------------------
Und ran an die Arbeit
A - A - Akkordarbeit
Noten sind verteilt
auf Megabite und Arbeit
es geht auch um Klangfarben
und um den guten Ton, Ton


Ein neuer Akkord geht um, um
ob der wohl wo reinpasst?
und dazugehört, hört?
wer nimmt den E - Akkord auf?
die, die Rekordtaste!
spür die Rekordtaste!
sie nimmt den Akkord auf
es geht um den Rekord-kord
und was tun wir dann?
 
Dann kommt ein Quintensprung
und alles wiederholt sich
und dann kommt schon die Wendung
da ist auch Herz und Terz drin
wir ziehen an einem Strang
und hängen auch kordial dran
drum heissts ja Akkordarbeit
A - A - Akkordarbeit

Die Noten klingen lang
sind harmonisch schön verteilt
im Vierteltakt verteilt
und warten in der Schlange
ja, ich steh in der Schlange
(der Mann ist in der Schlange)
der Schlangenlederhaut, haut
haut auf Trommelfelle
den Feierabend lang
frische Noten in der Hand
hast Banknoten in der Hand
und dann weisst du Bescheid
über A - A - Akkordarbeit
über B - B - B-Akkorde
und über C - C - C - Akkorde
 
Und das weisst du eh eh eh
(ja, das weiss ich: E - E - E)
was du kennst aus dem ef ef
(was ich kenn aus dem F - F)
und jetzt gimme gimme five
mann, wie ich auf all das pfeif
ob Sekunden oder Quinten
pfeif die Noten auch von hinten
in der Tasche noch ein Ass
As - As - Akkordarbeit
 
Wo kommt denn der Akkord her?
ganz unerhört und neu, neu
schick den zur Bearbeitung
der wird jetzt moduliert
dreh dich dann mit ihm im Kreis
mach ein kleines Kreuz davor
vor, Vorzeichen gehen vor
vor, Vorsicht, lange Pause
und jetzt mach mal einen Punkt.
 



(Musik & Text: Federico Sánchez,
interpretiert von KAMERAKINO
für das Theaterstück "Illegal",
uraufgeführt am 20.06.2008

an den Münchener Kammerspielen.

Veröffentlicht mit Das Weiße Pferd auf dem Album "Münchner Freiheit", 
23.01.2015 bei Schamoni Musik / Echokammer / Sub Up Records / INDIGO.)

COVERBILD: ANNA McCARTHY 

2014-07-04

Songtexte: FÄCHER


Öffne deinen Fächer
und wedel kühle Luft her
dein Fächer hat zwei Seiten
Kopf und einen Rücken
lass uns hier beizeiten
alles rasch verrücken
und dann lass uns fächern
einfach nur so fächern 

Ja
nun wedel heisse Luft her!

Öffne deine Fächer
und schau was alles darin steckt
zwei drei gescheite Bücher
mit farbigen Buchrücken
und Fotos mit Gesichtern
Luftgeister und Barone
schauen aus deinen Fächern
wollen sich weit auffächern

Ja
nun wedel Frühlingsluft her!


Öffne deinen Fächer
und wedel kühle Luft her
dein Fächer hat zwei Seiten
Kopf und einen Rücken
am Kopf sind kleine Knospen
und auf dem Rücken Dämone
mach den Tag zur Nacht hier

und die Nacht zum Tag mir 

komm und lass uns fächern
öffne deinen Fächer
Fächer

Songtexte: BELMONDO



Am heissesten Tag vor Jahren 
hinter Rollos sahen wir Godard
sechs Bier und der Krieg war kalt

nur wir so jung und frisch verknallt
fühlten wir in den Nachmittag rein 
um so Pierrot le Fou und so zu sein 

hör nur wie diese Melodie, und
die Liberté meinen Kopf blau färben
und der Kopf, der fliegt davon

über Himmel und blaues Meer
Überdosis Dynamit
der Verstand macht da nicht mit

wenn er ein Buch von Lacan liest
während du dich nackt ausziehst
weil Cuba Libre voller Coca Cola
und Rock'n'Roll runder als Trikolore klang

das war das Ende von Pierrot le Fou

und wenn dir mal der Kopf explodiert
und es auf keiner Mattscheibe passiert
dann ist der Film so gerissen wie du 

da sind Romantik und Gefühle nicht mehr

diese Melodie existiert nicht mehr
nur der heisseste Tag im Jahr

da ich meine Jacke ausziehen mag
kein Belmondo schaut dabei zu
am heissesten Tag im Jahr

da ich meine Jacke ausziehen mag

(ich danke dem Nino aus Wien für die letzte Zeile)