2012-12-07

Szenen in Aktion: Los, Tempo



Los, Tempo
Szene aus einem Kleinwagen, mit Händen in Handschuhen, die Kabel zum Kurzschluss unter dem Lenkrad gerissen, es riecht nach Leder aus Plastik, die beiden jungen Männer sind sehr beschäftigt in diesem Kleinwagen am Parkplatz vor einem Bürogebäude, aus dessen Vorhalle ein Ehepaar sich von einem leitenden Angestellten verabschiedend tritt. Der Familienmann bestellt Grüße, blickt auf, vollbärtig in Richtung Wagen, das Zündungsstottern vernommen. Fassungslos innehaltend, während die Frau mit der Halskette weiter kleine Gesten mit dem Verbindungsmann aus dem Bürokomplex austauscht. „Marta, sie klauen uns das Auto“, "ja hast du denn nicht abgesperrt?", "selbstverständlich nicht." Sie schnappen hinüber und sehen die jungen Insassen am Hantieren mit den Drähten. Sie sehen durchs Fenster, durch die Scheiben. „Was grad noch gefehlt hat, los mach hin, Mecca“ raunt der Beisitzer und drückt den Sicherheitsknopf. Man pocht an die Türen, klopft auf das Blechdach, der Ehemann ist bestürzt, rennt hinter den Wagen und wirft die Arme hoch. Ein Seat bremst und steht nun direkt hinter dem Kofferraum von dem besetzten Auto. Die beiden Umkreisten bleiben ruhig, während die anderen draussen dran rütteln, und schreien „Policía“. „Ihr wollt Polizei? Ich geb euch Polizei.“ Schnaubt der Beisitzer, der jetzt aussieht wie ein Löwe, der langsam etwas gereizt wirkt und mit einem Ruck unter seinem Hosenbund einen schwarzen Revolver hervorzieht. Mit schwarzlockiger Mähne führt er nun die Mündung den Umstehenden vor, damit kann er sie dressieren, auch hinter der Trennscheibe zeigt das sofortige Wirkung. Der Motor brennt, der Ansprung ist geschafft, „Los Mecca, gib Gas, komm, komm“. Nach vorne weg brechen sie los, nach hinten raus vom Seat verbarrikadiert. Die Gruppe der 45er bleibt zurück, und das flüchtige Auto rast über die Grünfläche, stösst zwei Mülltonnen weg und landet auf sicherer Fahrbahn. Rechts um eine Kurve herum und raus aus der Wohnstadt, Ausfallstraße, vorbei an den Wohnblöcken der Satellitenstadt, raus auf die Autopista, Kassette ins Tapedeck, „Wir sind außer Gefahr, was?“, „Hast du gesehen wie sich das Volk da zum Clown gemacht hat?“, „Komm, das ist Autofahren, Mecca.“ Los Chunguitos spielen ihre Rumba catalana,"¡Ay, qué dolor!", den quinqui Hit von '78. „Deine Koffer hast du gepackt, ohne ein adios, ach tut das weh, deine Liebe mich verliess,ach tut das weh, mich alleine zurückliess, Mit dir hatte ich Alles, jetzt habe ich nichts, verloren irre ich durch diese Welt, ohne zu wissen wohin, wie ein Landstreicher.“ „Mann, wir brauchen neue Bänder“ fordert Mecca, drückt eject und die Chunguitos verstummen.


(basierend auf der Eröffnungsszene des "Cine Kinki" Films "Deprisa, Deprisa" von  Carlos Saura, 1981.
 Gelesen 2012 bei "Kein Land für alte Dichter" im Art Babel sowie im  Salzstangensalon München.)



Eine Zeitungsnotiz in El País vom 09/08/1981:

"Der Film Deprisa, Deprisa, der auf der diesjährigen Berlinale den Goldenen Bären gewann, wird kommende Woche im Filmsaal der Strafanstalt Carabanchel gezeigt werden. Der 24-Jährige Hauptdarsteller, José Antonio Valdelomar, wird dort gemeinsam mit seinem Filmpartner Jesús Arias Aranzueque, der vor ein paar Tagen nach einem Banküberfall gefasst worden war, jene Szenen sehen, die sie im vergangenen Sommer gedreht hatten. Valdelomar ist seit 5 Monaten hinter Gitter und wartet noch auf seinen Prozess, ua wegen dem Überfall auf die Bank in der Straße Ríos Rosas vergangenen März.
Bei seiner Festnahme, wenige Minuten nach dem Überfall, hatte er in der Tasche immer noch den Vertrag, den er mit Carlos Saura über die Dreharbeiten geschlossen hatte.
Valdelomar war von Saura aus ein paar hundert Jugendlichen aus dem Viertel Villaverde Alto für die Rolle ausgewählt worden." 
Übersetzung: Federico Sánchez

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