Los,
Tempo
Szene
aus einem Kleinwagen, mit Händen in Handschuhen, die Kabel zum
Kurzschluss unter dem Lenkrad gerissen, es riecht nach Leder aus
Plastik, die beiden jungen Männer sind sehr beschäftigt in diesem
Kleinwagen am Parkplatz vor einem Bürogebäude, aus dessen Vorhalle
ein Ehepaar sich von einem leitenden Angestellten verabschiedend
tritt. Der Familienmann bestellt Grüße, blickt auf, vollbärtig in
Richtung Wagen, das Zündungsstottern vernommen. Fassungslos innehaltend, während die Frau mit der Halskette weiter kleine Gesten
mit dem Verbindungsmann aus dem Bürokomplex austauscht. „Marta,
sie klauen uns das Auto“, "ja hast du denn nicht abgesperrt?", "selbstverständlich nicht." Sie schnappen hinüber und sehen die
jungen Insassen am Hantieren mit den Drähten. Sie sehen durchs
Fenster, durch die Scheiben. „Was grad noch gefehlt hat, los mach
hin, Mecca“ raunt der Beisitzer und drückt den Sicherheitsknopf.
Man pocht an die Türen, klopft auf das Blechdach, der Ehemann ist
bestürzt, rennt hinter den Wagen und wirft die Arme hoch. Ein Seat
bremst und steht nun direkt hinter dem Kofferraum von dem besetzten
Auto. Die beiden Umkreisten bleiben ruhig, während die anderen
draussen dran rütteln, und schreien „Policía“. „Ihr wollt
Polizei? Ich geb euch Polizei.“ Schnaubt der Beisitzer, der jetzt
aussieht wie ein Löwe, der langsam etwas gereizt wirkt und mit einem
Ruck unter seinem Hosenbund einen schwarzen Revolver hervorzieht. Mit
schwarzlockiger Mähne führt er nun die Mündung den Umstehenden
vor, damit kann er sie dressieren, auch hinter der Trennscheibe zeigt
das sofortige Wirkung. Der Motor brennt, der Ansprung ist geschafft,
„Los Mecca, gib Gas, komm, komm“. Nach vorne weg brechen sie
los, nach hinten raus vom Seat verbarrikadiert. Die Gruppe der 45er
bleibt zurück, und das flüchtige Auto rast über die Grünfläche,
stösst zwei Mülltonnen weg und landet auf sicherer Fahrbahn. Rechts
um eine Kurve herum und raus aus der Wohnstadt, Ausfallstraße,
vorbei an den Wohnblöcken der Satellitenstadt, raus auf die
Autopista, Kassette ins Tapedeck, „Wir sind außer Gefahr, was?“,
„Hast du gesehen wie sich das Volk da zum Clown gemacht hat?“,
„Komm, das ist Autofahren, Mecca.“ Los Chunguitos spielen ihre
Rumba catalana,"¡Ay, qué dolor!", den quinqui Hit von '78. „Deine Koffer hast du gepackt,
ohne ein adios, ach tut das weh, deine Liebe mich verliess,ach tut
das weh, mich alleine zurückliess, Mit dir hatte ich Alles, jetzt
habe ich nichts, verloren irre ich durch diese Welt, ohne zu wissen
wohin, wie ein Landstreicher.“ „Mann, wir brauchen neue Bänder“
fordert Mecca, drückt eject und die Chunguitos verstummen.
(basierend auf der Eröffnungsszene des "Cine Kinki" Films "Deprisa, Deprisa" von Carlos Saura, 1981.
Gelesen 2012 bei "Kein Land für alte Dichter" im Art Babel sowie im Salzstangensalon München.)
Eine Zeitungsnotiz in El País vom 09/08/1981:
"Der Film Deprisa, Deprisa, der auf der diesjährigen Berlinale den Goldenen Bären gewann, wird kommende Woche im Filmsaal der Strafanstalt Carabanchel gezeigt werden. Der 24-Jährige Hauptdarsteller, José Antonio Valdelomar, wird dort gemeinsam mit seinem Filmpartner Jesús Arias Aranzueque, der vor ein paar Tagen nach einem Banküberfall gefasst worden war, jene Szenen sehen, die sie im vergangenen Sommer gedreht hatten. Valdelomar ist seit 5 Monaten hinter Gitter und wartet noch auf seinen Prozess, ua wegen dem Überfall auf die Bank in der Straße Ríos Rosas vergangenen März.
Bei seiner Festnahme, wenige Minuten nach dem Überfall, hatte er in der Tasche immer noch den Vertrag, den er mit Carlos Saura über die Dreharbeiten geschlossen hatte.
Valdelomar war von Saura aus ein paar hundert Jugendlichen aus dem Viertel Villaverde Alto für die Rolle ausgewählt worden."
Übersetzung: Federico Sánchez
Gelesen 2012 bei "Kein Land für alte Dichter" im Art Babel sowie im Salzstangensalon München.)
Eine Zeitungsnotiz in El País vom 09/08/1981:
"Der Film Deprisa, Deprisa, der auf der diesjährigen Berlinale den Goldenen Bären gewann, wird kommende Woche im Filmsaal der Strafanstalt Carabanchel gezeigt werden. Der 24-Jährige Hauptdarsteller, José Antonio Valdelomar, wird dort gemeinsam mit seinem Filmpartner Jesús Arias Aranzueque, der vor ein paar Tagen nach einem Banküberfall gefasst worden war, jene Szenen sehen, die sie im vergangenen Sommer gedreht hatten. Valdelomar ist seit 5 Monaten hinter Gitter und wartet noch auf seinen Prozess, ua wegen dem Überfall auf die Bank in der Straße Ríos Rosas vergangenen März.
Bei seiner Festnahme, wenige Minuten nach dem Überfall, hatte er in der Tasche immer noch den Vertrag, den er mit Carlos Saura über die Dreharbeiten geschlossen hatte.
Valdelomar war von Saura aus ein paar hundert Jugendlichen aus dem Viertel Villaverde Alto für die Rolle ausgewählt worden."
Übersetzung: Federico Sánchez
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